© Christoph Seelbach

Der Deutzer Hafen, der seine ursprüngliche Funktion weitgehend verloren hat, soll sich zu einem vitalen Stadtviertel in Sichtweite des Doms entwickeln. Geplant ist ein dichtes, gemischtes Stadtquartier, das neue Akzente setzt und sich gleichsam mit den angrenzenden Stadtteilen Deutz und Poll vernetzt. 

Mit dem Satzungsbeschluss des Bebauungsplans Deutzer Hafen – Teilplan Infrastruktur, "Bebauungsplan Infrastruktur", vom 9. Februar 2023 wurde die planungsrechtliche Grundlage für die Quartiersentwicklung gelegt. 

In den kommenden Jahren soll nun zunächst die technische Infrastruktur für das neue Quartier hergestellt werden. Hierzu müssen als Erstes bestehende Gebäudeteile zurück gebaut und der Boden saniert werden. Anschließend wird die Verkehrsinfrastruktur, allen voran die Straßen mit ihren Fuß- und Radwegen und die Brücken über das Hafenbecken sowie die Infrastruktur für die Ver- und Entsorgung (Strom, Wärme, Wasser, Abwasser, Telekommunikation) erstellt. Auch die Realisierung der sozialen Infrastruktur, vorrangig der neu zu bauenden Grundschule, wird nun vorangetrieben.

Parallel dazu erfolgt die Detailplanung für die Freiräume im Quartier. Hier werden zunächst die Promenade mit ihren angrenzenden Stadtplätzen sowie die Parks umgesetzt. Die Bebauung des Deutzer Hafens startet mit den Baufeldern im Süden und Osten des Quartiers, da diese gut zu erschließen sind und eine lärmschützende Funktion für den Rest des Quartiers haben.

Die Bebauung des Deutzer Hafens startet mit den Baufeldern im Süden und Osten des Quartiers, da diese gut zu erschließen sind und eine lärmschützende Funktion für den Rest des Quartiers haben.

Der Integrierte Plan 2018

Im September 2018 hat der Rat die Umsetzung des "Integrierten Plans" für den Deutzer Hafen beschlossen. Damit wurden wir beauftragt, zusammen mit der Entwicklungsgesellschaft moderne stadt die zur Umsetzung notwendigen Bauleitplanverfahren in die Wege zu leiten. Der Integrierte Plan wurde aufbauend auf den Ergebnissen des Städtebaulichen Werkstattverfahrens 2016 durch das Kopenhagener Architekturbüro COBE unter umfassender Beteiligung der Bürger*innen und intensiver Zusammenarbeit mit moderne stadt und uns erarbeitet.

Grundlage für alle weiteren Planungsschritte

Der Integrierte Plan besteht aus einem Lageplan sowie einem Quartiersbuch und beschreibt das Ziel der städtebaulichen Entwicklung des Deutzer Hafens: die Schaffung eines lebendigen, bunten und urbanen Stadtviertels zum Wohnen und Arbeiten mit vielfältigen Nachbarschaften und attraktiven Freiräumen. Er formuliert klare städtebauliche Ziele für das Gebiet, die einerseits den Zusammenhang unterstreichen und gleichzeitig Spielraum für maßgeschneiderte Lösungen bieten. Der Integrierte Plan behandelt ebenso technische Themen wie den Umgang mit Hochwasser, Lärm und Altlasten. Der Integrierte Plan bildet die Grundlage und Leitlinie für alle weiteren Planungsschritte. Mit dem Ratsbeschluss einher geht der Auftrag,

  • den Integrierten Plan umzusetzen und
  • die dazu notwendigen Verfahren in die Wege zu leiten
  • Änderung des Flächennutzungsplanes sowie
  • die Aufstellung des Bebauungsplanes einzuleiten
  • umfassende Verkehrsuntersuchungen durchzuführen und
  • ein Mobilitätskonzept zu erarbeiten.
Beschluss des Rates aus dem Jahr 2018 zum Integrierten Plan Weitere Infos finden Sie auf der Internetseite von moderne stadt unter der Rubrik Dokumenten-Archiv

Städtebauliches Werkstattverfahren 2016

Die Planungen für den Deutzer Hafen haben wir in einem sogenannten Kooperativen Verfahren durchgeführt. Das heißt, der neue Stadtteil wurde gemeinsam mit den Bürger*innen der Stadt geplant. Sie haben Ideen eingebracht und die Leitziele wurden gemeinsam mit den Planungsteams erarbeitet. Parallel führten wir ein kooperatives Gutachterverfahren mit den fünf Planungsteams durch, die Vorschläge für ein zukunftsfähiges städtebauliches Konzept erarbeiteten.

Ab Februar 2016 hatten sich die fünf interdisziplinäre Teams aus international renommierten Planungsbüros mit der Frage beschäftigt, wie das Kölner Veedel von morgen aussehen könnte. Die Teams waren: COBE, Kopenhagen; Lorenzen, Berlin/Kopenhagen; Diener & Diener, Basel/Berlin; Scheuvens + Wachten, Dortmund; trint & kreuder, Köln. Die überzeugendste Antwort hatte das Kopenhagener Büro COBE in Zusammenarbeit mit Ramboll Studio Dreiseitl (Überlingen), Transsolar (Stuttgart) und knp.bauphysik (Köln) geliefert.

Gelungene Integration des industriellen Erbes

Das Preisgericht überzeugte unter anderem die gelungene Integration des industriellen Erbes, die nicht nur im Erhalt der Kran-Bahnen und des ehemaligen Löschkrans Ausdruck finden soll. Der Entwurf greift die Motive des Hafens und der dort ansässigen Ellmühle auf und macht sie zur DNA des neuen Viertels. Unterschiedliche Typologien innerhalb der geplanten neuen Baukörper stellen nicht nur die architektonische Vielfalt sicher, sondern auch eine lebendige soziale Mischung, mindestens ein Drittel der Wohnungen soll im geförderten Wohnungsbau errichtet werden. Aktive Erdgeschossnutzungen ermöglichen eine Vernetzung der unterschiedlichen Nutzergruppen. Die Dichte des Quartiers nimmt von der unbebauten Molenspitze im Norden in Richtung Süden immer mehr zu. Der Freiraum im Norden, der die in Teilen denkmalgeschützte Ellmühle freistellt, wurde sowohl vom Begleitgremium als auch von den Bürger*innen gleichermaßen begrüßt. 

© Cobe

Das Hafenbecken als größter öffentlicher Freiraum und Industriedenkmal wird von weiteren Parks und öffentlichen Plätzen begleitet und schafft so für jede Lage im Quartier eine Verbindung zur Landschaft. Der Niveauunterschied zwischen der heutigen Hafenkante und der hochwasserfreien Erschließung wird durch große, behindertengerecht zu gestaltende Treppenanlagen ausgeglichen, wobei die Ostseite des Hafenbeckens als urbanes Ufer ausformuliert wird, während die Westseite einen grünen Charakter bekommt. Den Höhepunkt findet diese Planung in einem Wasserbecken am südlichen Ende des Hafenbeckens, in das gefiltertes Regenwasser eingeleitet werden soll und das den Blick über das Hafenbecken auf die Türme des Doms freigibt.

© COBE
© COBE
© COBE

Grundlagen und Dokumentationen

Broschüre Deutzer Hafen "Leinen los am rechten Rheinufer"
PDF, 2872 kb

Grundsatzbeschluss des Rates 2015

Der Planungsprozess nahm mit dem Grundsatzbeschluss des Rates zur zukünftigen Nutzung des Deutzer Hafens 2015 seinen Anfang. Es folgten umfassende Bürgerbeteiligungen, ein kooperatives Werkstattverfahren mit interdisziplinären Planungsteams sowie die Einbindung verschiedener Fachgutachten. Das Planungsteam um das Kopenhagener Architekturbüro COBE ging als Sieger aus dem Verfahren hervor. Das städtebauliche Konzept greift Motive des Hafens auf und macht sie zum Erbgut, zur DNA des neuen Veedels. Parks, Plätze und Bebauung greifen ineinander. Verschiedene Typologien von Baukörpern gewährleisten architektonische Vielfalt und eine lebendige soziale Mischung. Nach der Entscheidung für den Entwurf wurde dieser vertieft überarbeitet und als Integrierter Plan Deutzer Hafen 2018 vom Rat beschlossen.

Ratsvorlage Grundsatzbeschluss zur zukünftigen Nutzung des Deutzer Hafens
© Philipp Meusser
© Thomas Wolf
© Häfen und- Güterverkehr Köln AG

Planungsüberlegungen seit den 1990er Jahren

© Stadt Köln

Erste Überlegungen zur Umnutzung des Hafens und zur Transformation des Gewerbe- und Industrieareals gab es bereits seit den 1990er Jahren. Mit der fortschreitenden Realisierung der Entwicklung für den Rheinauhafen zum herausragenden Dienstleistungs- und Wohnstandort war der Deutzer Hafen als innerstädtischer Industriehafen in den 2000er Jahren weiter in der Diskussion. Im Herbst 2005 und Februar 2007 haben wir Informations- und Diskussionsveranstaltungen mit den Betroffenen des Deutzer Hafens durchgeführt. Auf Grundlage der Standortuntersuchung im Jahr 2009 wurden dann konkrete Planungs- und Handlungsempfehlungen zur Umsetzung formuliert.

Verkehrliche Belange, Lärmentwicklung, Altlastenproblematik, landschaftsschutzrechtliche Belange, baurechtliche Vorgaben aus Landesentwicklungsplan, Regionalplan und Flächennutzungsplan wurden geprüft. Von besonderer Bedeutung waren die Erfordernisse des vorbeugenden Hochwasserschutzes. Diese Entscheidung wurde durch ein Grundsatzurteil des Bundesverwaltungsgerichts zum Planen und Bauen in gesetzlichen Überschwemmungsgebieten aus dem Jahr 2014 flankiert. Demgemäß entstehen durch die Umnutzung der Industrie- und Gewerbeflächen keine im Sinne des Wasserhaushaltsrechts unzulässigen "neuen Baugebiete". Aus vier alternativen Entwicklungsszenarien wurde letztlich als Leitbild für die weitere Entwicklung eine Umnutzung des Hafens für Wohnen und Dienstleistungen bei Verbleib der Großmühle favorisiert. Aufbauend darauf wurde im Jahr 2013/2014 eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, in der die Möglichkeiten einer baulichen Entwicklung unter Einbeziehung der Hochwasserschutzproblematik detailliert überprüft wurden. 

Historie des Ortes

© Thilo Schmülgen

Der Ort war als Anlegestelle schon im Mittelalter von Bedeutung. Bereits im Jahr 1400 werden Uferverstärkungen in Poll urkundlich erwähnt. Die Eingemeindung von Deutz nach Köln im Jahre 1888 bildete die Grundlage für einen Ausbau des natürlichen Rheinarms zum Hafen, der 1907 in Betrieb genommen wurde. Der Deutzer Hafen gliedert sich seither in zwei Teile: Das kleinere, vordere Becken erstreckt sich von der Severinsbrücke bis zur Drehbrücke und dient bis heute als Liegehafen. Das hintere Becken war lange Zeit Industriehafen, um den sich Industrie- und Logistikunternehmen ansiedelten. Wahrzeichen des Hafens ist die Jugendstil-Drehbrücke an der Hafeneinfahrt. Sie wurde im Jahr 1980 als eine von 16 Drehbrücken in Deutschland zum Industriedenkmal erklärt.

Deutz - Die rechtsrheinische Innenstadt