Was sind eigentlich Schlafmäuse?
Schlafmäuse, die auch Bilche genannt werden, zählen zu einer Gruppe von Nagetieren, die Mäusen zwar sehr ähnlich sehen, aber durch ihren buschigen Schwanz wohl näher mit den Hörnchen (Sciuridae) verwandt sind.
In Deutschland sind sie mit vier Arten vertreten, dem Gartenschläfer (Eliomys quercinus), der Haselmaus (Muscardinus avellanarius), dem Siebenschläfer (Glis glis) sowie dem Baumschläfer (Dryomys nitedula).
Die ersten drei Arten sind in Deutschland noch an vielen Stellen zu finden, nur der Baumschläfer ist in seiner Verbreitung auf einige wenige Felswaldtäler in Bayern beschränkt.
Gartenschläfer, Haselmaus und Siebenschläfer
Diese drei Arten, die auch in Köln vorkommen, weisen aufgrund ihrer Verwandschaft eine Reihe von Gemeinsamkeiten auf:
Winterschlaf
Besonders hervorzuheben ist der lange Winterschlaf, der ihnen auch den Namen "Schlafmäuse" eingebracht hat. Oktober bis April verbringen die Tiere in frostschutzsicheren Höhlen und verschlafen dort den nahrungsarmen Winter.
Um möglichst warm zu bleiben decken sie sich mit Schwanz und Ohren zu und reduzieren den Stoffwechsel auf das absolut notwendige Minimum. Dabei kann die Körpertemperatur fast bis auf Null Grad Celsius abgesenkt werden. In dieser Zeit verlieren sie fast 50 Prozent ihres Körpergewichtes. Kein Wunder, dass sie im Frühling ein reiches Nahrungsangebot benötigen.
Nahrung
Die Tiere sind auf leicht verdauliche Speisen angewiesen, da ihnen im Gegensatz zu anderen Nagetieren ein verlängerter Blinddarm fehlt, der zur Verdauung von Zellulose erforderlich ist.
Daher besteht ihre Nahrung aus Knospen, Blüten, Früchten, Nüssen und Beeren. Aber auch tierische Kost, wie Insekten, Würmer, Schnecken, Vogeleier und Jungvögel werden nicht verschmäht.
Anpassung an die Nacht
Alle drei Arten sind fast ausschließlich nachtaktiv.
Mit ihren großen Augen und den langen Tasthaaren sind sie gut an die Dunkelheit angepasst und haben darüber hinaus ein ausgezeichnetes Gehör und einen guten Geruchsinn. Dies ist für einen nächtlichen Beutezug auch erforderlich.
Abwehr von Feinden
Die nächtlichen Aktivitäten schützen die Bilche zwar vor einigen Feinden, aber auch in der Dunkelheit sind noch Beutegreifer, wie Eulen, Marder, Füchse oder Katzen unterwegs. Um diesen besser entkommen zu können, haben die Tiere neben ihrem guten Hör-, Tast- und Sehsinn noch eine weitere Strategie entwickelt. Werden die Tiere erbeutet, werfen sie ihren Schwanz mit Hilfe einer sogenannten "Sollbruchstelle" einfach ab. Bei Gefahr kann es ihnen so gelingen, den Fängen des Feindes zu entgehen. Der Schwanz wächst zwar nach, erreicht aber nicht mehr die ursprüngliche Länge.
Schon gewusst? Auch andere, nicht mit den Bilchen verwandte Arten nutzen das Abwerfen von Gliedmaßen als Schutz vor Fressfeinden. So können Eidechsen ebenfalls ihren Schwanz abwerfen und verschiedene Insektenarten, wie zum Beispiel die Heuschrecken, entkommen durch das Abwerfen der Hinterbeine.
Schutzbedürftigkeit
Die nachtaktiven Bilche sind schwer für den Menschen zu beobachten. Daher verwundert es nicht, dass bisher relativ wenig über ihre Lebensweise bekannt ist und ihr schleichender Rückgang lange im Verborgenen blieb. Inzwischen sind die Bestände von Haselmaus und Gartenschläfer so geschrumpft, dass Forscher*innen Alarm schlagen. Die weltweite Verbreitung beschränkt sich fast ausschließlich auf den europäischen Raum. Dabei stellt Deutschland einen Verbreitungsschwerpunkt dar, weshalb eine besondere Verantwortung zum Erhalt der Tiere gegeben ist.
Forschung
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, BUND, hat gemeinsam mit der Justus-Liebig Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ein deutschlandweites Projekt gestartet, das mit Fördermitteln des Bundesprogramms "Biologische Vielfalt" finanziert wird. Wir unterstützen die Forschung und ermöglicht eine Verankerung der daraus resultierenden Maßnahmen auf kommunaler Ebene mit verschiedenen Aktivitäten vor Ort.
Schlafmäuse in Köln kurz vorgestellt
Neben vieler Gemeinsamkeiten weisen die Schlafmäuse oder Bilche hinsichtlich ihrer Lebensraumansprüche dennoch einige Unterschiede auf. Denn während der Gartenschläfer vermehrt in Bodennähe auf Jagd geht, sucht der Siebenschläfer bei der Nahrungssuche eher die höhere Baumschicht auf. Haselmäuse hingegen bevorzugen die Strauchschicht, wo sie gut versteckt vor Feinden in Ruhe fressen können. Durch diese Raumnutzungsteilung ist es sogar möglich, alle drei Arten innerhalb eines Gebiets zu beobachten.
Die drei in Köln heimischen Arten werden im Folgenden in Form von Steckbriefen vorgestellt. Denn Schutzmaßnahmen für die Bilche können nur greifen, wenn sie möglichst gut an die Ansprüche der einzelnen Arten angepasst sind.
Wo sind Gartenschläfer und Co. in Köln noch zu Hause?
Bilche sind aufgrund ihrer nachtaktiven Lebensweise nur schwer zu beobachten. Daher ist eine Erfassung sehr schwierig. Dies hat den BUND gemeinsam mit seinen Kooperationspartner*innen dazu veranlasst, das Citizen Science Projekt "Spurensuche Gartenschläfer" ins Leben zu rufen. Durch den deutschlandweiten Aufruf zur Meldung von Beobachtungen der Schlafmäuse soll so die Datengrundlage verbessert werden. Im Fokus steht dabei der Gartenschläfer, aber auch Beobachtungen der anderen Schlafmausarten werden mit aufgenommen.
Die bisherigen Beobachtungen haben bereits zu wichtigen Ergebnissen geführt. So zeigt sich deutlich, dass sich die Bestände des Gartenschläfers in vielen Bereichen, vor allem im Osten Deutschlands, immer noch in einem starken Rückgang befinden. Nur im Rhein-Main-Mosel Gebiet gibt es scheinbar einen gegenteiligen Trend. Hier wurden in den letzten Jahren etliche Beobachtungen gemeldet. Als Lebensraum fungieren dabei vor allem siedlungsnahe Strukturen wie Gehölzbrachen, Obstwiesen, Kleingartenanlagen und Friedhöfe. Auch zugewachsene Eisenbahnflächen und selbst Wohnsiedlungen und Gewerbegebiete werden als Lebensraum genutzt.
Auch in Köln kann diese Tendenz bei den Gartenschläfern beobachtet werden. Seit etwa 2006 wird die Art in steigender Zahl bei der seit vielen Jahren regelmäßig durchgeführten winterlichen Kontrolle und Reinigung von Vogelnistkästen, insbesondere auf verschiedenen Friedhöfen, gefunden. Auch aus Schrebergartenlauben oder Dachbereichen von Gebäuden gibt es vermehrt Beobachtungen. Die künstlichen Strukturen werden dabei sowohl als Überwinterungsplatz als auch zur Aufzucht des Nachwuchses genutzt. Nur im Süden des Kölner Stadtgebiets gibt es bislang keine Meldungen.
Im Gegensatz zum Gartenschläfer, der noch gut vertreten ist, gibt es von Siebenschläfer und Haselmaus nur sehr vereinzelte Funde. Bei der Haselmaus beschränken sich diese bislang auf naturnahe Gehölzstrukturen im Kölner Süden.
Hier geht es zur aktuellen deutschlandweiten Karte des Projektes "Spurensuche Gartenschläfer":
Schlafmaus entdeckt – was nun?
Die Erfassung von Arten stellt eine wichtige Grundlage zur Beurteilung ihrer Lebensraumnutzung, der genauen Gefährdungssituation und der Ermittlung von Gründen für einen Rückgang des Bestandes dar. Diese Erkenntnisse sind unabdingbar, um wirksame Schutzmaßnahmen zu konzipieren und umzusetzen.
Um solche Daten zu generieren, werden inzwischen immer öfter über sogenannte Citizen Science Projekte alle Interessierten aufgerufen, ihre Beobachtungen zu bestimmten Arten zu melden. Gerade für die aufgrund ihrer versteckten Lebensweise nur schwer systematisch zu erfassenden Arten ist dies von besonderer Bedeutung.
Daher hat das Projekt "Spurensuche Gartenschläfer" ein solches Vorhaben auch zum Gartenschläfer und seinen Verwandten angestoßen und bittet deutschlandweit um Mithilfe.
Lebendige Tiere
Wenn Sie einen Siebenschläfer, eine Haselmaus oder gar einen Gartenschläfer entdeckt haben, machen Sie nach Möglichkeit ein Foto und melden Sie Ihre Beobachtung über die Plattform "Spurensuche Gartenschläfer" des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, BUND e. V.
Alternativ können Sie die Bilder auch unter Angabe von Fundort und Funddatum an folgende E-Mail-Adresse senden:
Totfunde
Auch tote Tiere sind ein äußerst wichtiger Bestandteil der Forschung. Denn mit ihrer Hilfe können viele zusätzliche Erkenntnisse gewonnen werden. So können verschiedene Untersuchungen Aufschluss darüber geben, ob die Todesursache auf Krankheiten, Vergiftungen oder andere Ursachen zurückzuführen ist. Darüber hinaus können Verwandtschaftsverhältnisse zwischen verschiedenen Vorkommen sowie der Isolationsgrad einzelner Populationen bestimmt werden. Deshalb ist es äußerst wichtig, dass tote Tiere zur weiteren Analyse an die Universität Gießen übermittelt werden.
Wer ein totes Tier gefunden hat, sollte dieses daher nach Möglichkeit in einen Plastikbeutel packen, mit einem Zettel mit Namen, Adresse sowie Fundort und Funddatum des Tieres versehen und das Tier zunächst im Gefrierfach lagern. Anschließend sollte der BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen per E-Mail informiert werden.
Was passiert mit meinen Beobachtungen?
Alle Beobachtungen fließen in das Projekt "Spurensuche Gartenschläfer" ein. Vor der Veröffentlichung werden dabei alle Einsendungen noch einmal von Expert*innen geprüft. Dies soll sicherstellen, dass mögliche Fehlbeobachtungen die Ergebnisse nicht verfälschen. Als Melder*in werden Sie darüber hinaus vom Projektträger regelmäßig über die neusten Erkenntnisse der Schlafmausforschung informiert und können miterleben, wie Ihre Daten das Projekt unterstützen.
Forschung aktiv – den Bilchen auf der Spur
Verschiedene Erfassungsmethoden
Aufgrund der bisherigen Beobachtungen hat sich gezeigt, dass insbesondere Gartenschläfer bei der Wohnungswahl zunehmend auf künstliche Strukturen wie Nistkästen, Gartenlauben oder andere Gebäudenischen zurückgreifen. Wahrscheinlich ist der Verlust natürlicher Strukturen, wie Baumhöhlen und dichte Gehölzbestände ein wichtiger Grund für jene Beobachtungen.
Aber auch andere Faktoren, wie beispielsweise der Klimawandel, genetische Isolation, Krankheiten oder Gifte könnten eine wichtige Rolle bei der Verbreitung spielen.
Um in Bezug auf die Verbreitung sowie die sonstige Lebensweise und Aktivitätsmuster weitere Erkenntnisse zu gewinnen, hat das Projekt "Spurensuche Gartenschläfer" des BUND und seiner Kooperationspartner eine ganze Reihe von interessanten Untersuchungen angestoßen.
Eine Erfassung der nachaktiven Tiere ist nicht gerade leicht. Daher bedienen sich die Forscher*innen im Projekt verschiedenster Methoden.
Wissenschaftliche Analysen im Labor
Mit Hilfe von wissenschaftlichen Untersuchungen im Labor lassen sich heutzutage weitere Gefährdungsfaktoren ermitteln. Diese Ergebnisse leisten einen zusätzlichen, wertvollen Beitrag zur Konzeption sinnvoller Schutzmaßnahmen für die Bilche.
Artenschutz aktiv – was macht die Stadt?
Bei den Bilchen handelt es sich um gefährdete Arten mit einem begrenzten Verbreitungsgebiet. Daher besteht überall dort, wo ein Vorkommen nachgewiesen werden kann, eine besondere Verantwortung für den Schutz der Tiere.
Dies gilt aufgrund der entsprechenden Nachweise von Gartenschläfer, Siebenschläfer und Haselmaus auch für das Kölner Stadtgebiet. Aus diesem Grund unterstützt die Stadtverwaltung das bundesweite Projekt "Spurensuche Gartenschläfer" und möchte mit verschiedenen Gemeinschaftsaktivitäten zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Schlafmäuse in Köln beitragen. Aufgrund der Situation, dass die Stadtverwaltung nicht nur die Planungshoheit innerhalb der kommunalen Grenzen besitzt, sondern sich darüber hinaus viele Flächen in ihrer direkten Zuständigkeit befinden, ergeben sich dabei vielfältige Möglichkeiten für sinnvolle Schutzmaßnahmen.
200 Nistkästen für die Schlafmäuse
Wie die vielen bisher gemeldeten Beobachtungen zeigen, scheint sich der Gartenschläfer im Kölner Stadtgebiet insgesamt recht wohl zu fühlen. Meldungen aus Waldbereichen, Brachen, Gärten, Kleingartenanlagen und selbst aus Gewerbegebieten zeigen, dass eine Vielzahl von Biotopen besiedelt werden.
Umso erstaunlicher ist es, dass in bestimmten Bereichen Beobachtungen bislang gänzlich fehlen. Unklar ist dabei, ob es sich um generell ungeeignete Lebensräume, einen fehlenden Verbund zu bislang besiedelten Strukturen oder schlichtweg um das Fehlen von Nistmöglichkeiten handelt.
Die Aktion "Nistkästen für die Schlafmäuse" soll helfen, diesem Geheimnis auf den Grund zu gehen. In einem Gemeinschaftsprojekt des Umwelt- und Verbraucherschutzamt und dem BUND NRW werden innerhalb des Stadtgebietes insgesamt 200 Nistkästen auf verschiedenen Flächen bereitgestellt und über drei Jahre regelmäßig kontrolliert. Nun sind wir gespannt, ob und wann sich die ersten Bewohner einstellen. Natürlich werden wir hier regelmäßig von den Ergebnissen berichten.
100 neue Herbergen für den Kölner Süden
Besonders interessant ist es, dass trotz der zahlreichen Meldungen im Kölner Raum bislang keine Meldungen aus dem linksrheinischen Süden des Stadtgebietes existieren. Dies gilt neben dem Bereich des äußeren Grüngürtels auch für die angrenzenden Friedhöfe und Kleingartenanlagen. Obwohl die Strukturen augenscheinlich für eine Besiedlung durch Gartenschläfer geeignet erscheinen, fehlen bislang die Nachweise.
Daher wurden im äußeren Grüngürtel, im Bereich vom südlichen Rheinufer bis nach Müngersdorf, mit Genehmigung des städtischen Forstes im Frühjahr/Sommer 2021 insgesamt 100 Nistkästen angebracht. Diese sollen die bestätigten Vorkommen am Rodenkirchener Rheinufer mit denen in Müngersdorf und in Sürth vernetzen. Nun hoffen wir, dass der neue Wohnraum den Gartenschläfer anlockt.
Wohnungsangebot Obstwiese
Obwohl Obstwiesen im Rhein-Main-Gebiet eigentlich zu den häufig genutzten Lebensräumen der Gartenschläfer gehören, gibt es in Köln bislang keine einzige Meldung aus diesem Bereich. Auch die im Sommer 2020 angebrachten Nistkästen wurden bislang noch nicht besiedelt.
Friedhöfe – Lebensraum nicht nur für Bilche
Friedhöfe stellen aufgrund der meist geringen Störintensität und der hohen Strukturvielfalt, insbesondere auf älteren Anlagen, einen wichtigen Lebensraum für verschiedene Tierarten dar. Nicht nur Raritäten wie Habicht und Trauerschnäpper können hier, eine naturnahe Gestaltung einiger Bereiche vorausgesetzt, beobachtet werden. Auch der Gartenschläfer besiedelt einige der Anlagen. Um die Flächen weiter zu optimieren werden nicht nur Nistkästen aufgehängt. Vor allem auf größeren Anlagen erfolgt seitens der Friedhofsabteilung in Kooperation mit dem NABU Stadtverband Köln seit einigen Jahren die Umsetzung weiterer Hilfsmaßnahmen zur Stärkung der Biodiversität.
So wurden bereits, natürlich immer unter Berücksichtigung der Bestattungsanforderungen, Wildblumenwiesen, kleine Gewässer, Obstwiesen, Beete mit heimischen Wildstauden und naturnahe Gehölze angelegt. Zusätzlich bietet ein naturnaher Trauerbereich Angehörigen einen Ort der Besinnung. Der Erfolg der Maßnahmen für die Natur kann bereits durch den Nachweis mehrerer seltener Arten belegt werden, zu denen auch der Gartenschläfer zählt. Mit Hilfe der Nistkästen kann man dabei übrigens nicht nur den Schlafmäusen ins Nest schauen.
Friedhof Steinneuerhof - unerwartete Bewohner
Auf dem Friedhof Steinneuerhof wurden im Herbst 2020 mit Genehmigung der städtischen Friedhofsverwaltung acht Nistkästen angebracht. Gartenschläfer haben sich hier zwar bislang noch nicht eingestellt, aber die künstlichen Hilfen werden dennoch rege genutzt. So konnte in fünf Kästen eine Meisenbrut nachgewiesen werden, zwei Kästen waren von Gelbhalsmäusen bezogen und in einem befanden sich Nachtfalter.
Friedhof Leidenhausen – schnelle Neubesiedlung
Auch auf dem Friedhof Leidenhausen wurden sieben Nistkästen angebracht. Bereits im ersten Jahr wurden sechs der Kästen von Gartenschläfern besiedelt, was einen großen Erfolg darstellt und die Notwendigkeit jeder Maßnahme unterstreicht.
Stadt Aktiv – Mitarbeiter*innen engagieren sich für den Schutz der Bilche
Bei uns gibt es, wie bei vielen Unternehmen auch, bereits seit 2003 die Möglichkeit, dass sich städtische Mitarbeiter*innen an einem gemeinnützigen Projekt beteiligen und dafür einen Tag freigestellt werden. Organisiert wird dies von der Kommunalstelle FABE (Förderung und Anerkennung Bürgerschaftlichen Engagements) im Büro der Oberbürgermeisterin.
Coronabedingt waren 2021 leider Einsätze vor Ort nicht möglich. Daher wurde ein Projekt gesucht, das in Eigenregie durchgeführt werden konnte aber dennoch den Aspekt der Gemeinnützigkeit erfüllt. So wurde das Gartenschläferprojekt geboren.
Knapp zwei Dutzend Mitarbeiter*innen machten sich zuhause mit Holz, Nägeln, Werkzeug und viel Kreativität an die Arbeit, um neuen Wohnraum für die Bilche zu schaffen. Dabei wurde nicht nur das handwerkliche Geschick gefördert, sondern es konnten auch erste Einblicke in die Ökologie der Gartenschläfer und den Sinn von Naturschutzprojekten gewonnen werden.
Der Erlebnispfad "Gartenschläfer Zorro zeigt uns die Natur auf dem Friedhof" (in Planung)
Friedhöfe sind Orte der Ruhe und Besinnung. Durch ihre in Teilen zunehmende naturnahe Gestaltung sind sie darüber hinaus inzwischen auch zu wichtigen Lebensräumen seltener Arten wie dem Gartenschläfer geworden.
Um diese Art bekannter und ökologische Zusammenhänge bewusst erlebbar zu machen, entwickeln wir in Kooperation mit dem BUND NRW und dem NABU Stadtverband Köln einen Naturerlebnispfad im Eingangsbereich des Friedhofes Leidenhausen.
Hier soll "Zorro Gartenschläfer" gemeinsam mit seinen Freunden zeigen, wie lebendig Friedhöfe sind und damit einen Beitrag zu einem wertschätzenden Nebeneinander von Mensch und Natur leisten.
Gartenschläfer und Artenschutz
Aufgrund ihrer Seltenheit zählen Gartenschläfer zu den gefährdeten Arten und sind darüber hinaus besonders geschützt. Bei Planvorhaben, bei denen ihre Lebensstätte betroffen ist, müssen die Tiere daher abgefangen und in einen neuen, geeigneten Bereich umgesiedelt werden.
Ein Friedhof als neues Zuhause – Umsiedlung des Gartenschläfers auf den Westfriedhof
Gartenschläfer besiedeln nicht nur natürliche Höhlen, sie nutzen auch gerne Gebäude als Wohnraum. So besiedelte ein Familienverbund aus acht Gartenschläfern einen Netzersatzsteuerschrank im Stellwerk der Deutschen Bahn. Aufgrund des unkalkulierbaren Risikos für die Aufrechterhaltung des Gleisverkehrs wurde der Deutschen Bahn von der Unteren Naturschutzbehörde eine Ausnahmegenehmigung zur Umsiedlung der Gartenschläfer erteilt. Nach Prüfung verschiedener Flächen konnte in Zusammenarbeit zwischen dem BUND, der Unteren Naturschutzbehörde und der Friedhofsverwaltung der Westfriedhof als geeignete Wiederansiedlungsflächen bestimmt werden. Nach der Installation von mehreren Bilchkästen wurden die zuvor im Stellwerk abgefangenen Tiere in ihrem neuen Lebensraum freigelassen. Eine Kontrolle im darauffolgenden Winter zeigte, dass die Tiere die neuen Heime auch bereits besiedelt haben.
Aktiv dabei – forschen und schützen Sie mit!
Ökologie und Artenschutz sind dann besonders spannend, wenn man selber aktiv mitwirken kann. Dies ist bei den Bilchen gar nicht so schwer. Obwohl sie eine recht versteckte Lebensweise führen, kann man ihnen schon mit einfachen Methoden auf die Spur kommen und ihr Vorkommen nachweisen.
Spurentunnel selbst gemacht
Da Bilche sehr neugierig sind, kann man ihnen besonders gut mit sogenannten Spurentunneln auf die Schliche kommen. Ein Spurentunnel ist ein an beiden Seiten offenes, circa 40 Zentimeter langes Gehäuse, auf dessen Boden sich ein weißes, festes Papier befindet, das mit einem sogenannten Tintenkissen aus einer umweltfreundlichen Paste aus Aktivkohle und Olivenöl ausgestattet ist.
Beim Hindurchlaufen hinterlassen die Tiere ihre charakteristischen Spuren. Dabei können nicht nur umherstreifende Bilche gut erfasst werden. Die Spuren verraten auch, was sonst noch so alles in der Umgebung lebt.
Nach dem Aufhängen braucht man also nur noch abzuwarten, und regelmäßig kontrollieren, wer hier so alles seine Spuren hinterlässt. Die Tinte muss natürlich regelmäßig erneuert werden. Denn wenn sie ausgetrocknet ist, entstehen keine Spuren mehr.
Anleitung zum Bau eines Spurentunnels
Durch die Wiederverwertung alter Materialien lassen sich Spurentunnel einfach und kostengünstig selber bauen. Eine Bauanleitung finden Sie auf der Internetseite des Panda Clubs, WWF Schweiz.
Achtung:
Tetrapacks werden leider gerne von Kleinsäugern angenagt. Da der Werkstoff den Tieren schadet, sollte für das Gehäuse besser Holz verwendet werden.
Bestimmungshilfe der Spuren – wer war hier unterwegs?
Eine Übersicht über eine ganze Reihe von Spuren aus den Spurentunneln und ihre Zuordnung finden Sie auf der Internetseite "Spurentunnel basteln und Pfotenabdrücke sammeln", des Projektes "Blick ins Dickicht", Biosphärenpark Wiener Wald, Österreichische Bundesforste AG.
Spuren von Bilchen entdeckt? Nachweise bitte melden:
Gerne können Sie Ihre Nachweise von Bilchspuren per E-Mail an den Bund für Umwelt und Naturschutz, Landesverband Nordrhein-Westfalen weiterleiten und so aktiv bei der Forschung helfen.
Nistkästen selbst gebaut
Schlafmäuse, insbesondere Gartenschläfer, leiden aufgrund fehlender Baumhöhlen stark unter Wohnungsnot. Mit ein wenig Holz, Nägeln und dem richtigen Werkzeug können Sie helfen und selber Bilchkästen bauen.
Selbst wenn keine Schlafmaus einzieht, die Kästen werden auch gerne von anderen Tieren, wie Meisen oder Nachtfaltern genutzt. (Siehe hierzu auch das Foto des Nistkastens mit Nachtfaltern, "Friedhof Steinneuerhof-unerwartete Bewohner", weiter oben.)
Hier geht es zur Bauanleitung:
Nussjagd – der Haselmaus auf der Spur
Die Haselmaus ist die am schwersten zu beobachtende Art der heimischen Bilche. Da sie sehr versteckt in Hecken und Waldmänteln lebt, diese selten verlässt und zusätzlich nachtaktiv ist, kann man sich glücklich schätzen, wenn man sie einmal live zu Gesicht bekommt.
Aber wie alle Tiere hinterlässt auch die Haselmaus ihre Spuren. Um dem kleinen Nager auf die Schliche zu kommen, hat sich die sogenannte Nussjagd als besonders effektives Mittel erwiesen. Denn Haselmäuse sind wahre Nussliebhaber.
Aufgrund ihre ganz besonderen Nagetechnik hinterlassen sie beim Fressen auf den Schalen ganz charakteristische Spuren. An diesen kann man eindeutig erkennen, ob der kleine Nager am Werk war.
Besonders Kindern bereitet es viel Freude, entlang von Haselnusssträuchern nach den angenagten Schalen zu suchen und zu prüfen, ob die Fraßspuren von der Haselmaus verursacht wurden oder ob sich andere Tiere sattgefressen haben.
Eine genaue Anleitung zur Nussjagd und interessante Materialien finden sich hier:
Der Naturgarten – ein Paradies auch für Schlafmäuse
Schlafmäuse benötigen nicht nur Nist-und Überwinterungsplätze. Sie sind auch auf ein umfangreiches Nahrungsangebot angewiesen. Denn sowohl für den langen Winterschlaf als auch zur Aufzucht der Jungen benötigen sie ausreichend Energie. Wenn Sie also Schlafmäuse in den eigenen Garten locken wollen, sollten Sie auf ein vielseitiges Angebot achten. Ein kleines Stück Wildnis, die Verwendung vorwiegend heimischer Pflanzen und der Verzicht auf den Einsatz von Giften bietet eine gute Basis. Übrigens, Nüsse mögen die Tiere besonders gerne. Sie helfen ihnen durch den hohen Fettanteil beim Anfressen eines Fettpolsters für den Winterschlaf. Weitere Informationen zu mehr Natur im Garten finden Sie hier: