Der Holger Czukay Preis für Popmusik geht im Jahr 2023 an die Band KLEE. Den Ehrenpreis für ihr lebenslanges künstlerisches Wirken erhalten die Mitglieder der Gruppe Floh de Cologne. Den erstmals ausgelobten Zukunftspreis erhält die Kölner Künstlerin Ray Lozano.

Der Holger Czukay Preis für Popmusik ist in seiner Dotierung und inhaltlichen Wertschätzung für die Sparte der Popkultur deutschlandweit einmalig.

Mit dem Preis werden Künstler*innen geehrt, die mit ihrem Wirken Spuren in Köln hinterlassen haben oder aktuelle Entwicklungen beeinflussen und mitprägen. Der Preis ist in seiner Namensgebung sowohl Bekenntnis zur bedeutenden Pop-Tradition Kölns als auch Wertschätzung und Stärkung dieser Sparte mit Blick auf die Zukunft.

Die Verleihung

Die Preise überreichte Oberbürgermeisterin Henriette Reker am 21. November 2023 im Club Bahnhof Ehrenfeld. Impressionen von der Veranstaltung haben wir in der folgenden Bildergalerie und in einem Video für Sie zusammengestellt:

Der Hauptpreis 2023 für KLEE

Die Jury hat entschieden, dass die Kölner Band KLEE den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis erhalten soll, um ihre Verdienste um die Popkultur in Köln zu honorieren. In der Begründung heißt es:

Die Gruppe KLEE ist konstant in ihrer Wandlungsfähigkeit. Von Pop über Electro, von Indie über Neo-Chanson haben KLEE verschiedenste Stile gespielt und auch geprägt. Sten Servaes und Suzie Kerstgens verbinden ihre klaren und griffigen Arrangements mit pointierten Texten, die Zustände beschreiben, Zweifel zulassen, Kritik formulieren und Hoffnung spenden. Mehr kann Pop nicht sein! Was KLEE besonders macht, ist ihre Ehrlichkeit und Eigenständigkeit. Eigenschaften, welche die Band sowohl in die Charts und auf große Tourneen geführt, als auch auf die Indie-Bühnen und in die Szene-Studios der Republik gebracht hat. KLEE haben es geschafft, mit Haltung relevanten Pop zu spielen, der viele Menschen erreicht. Gleichzeitig sind sie zum Leitmodell für unabhängiges Musikschaffen geworden und nicht nur der Kölner Pop-Szene ein Vorbild. Dem späten Holger Czukay hätte dies sehr gefallen: Experiment und große Pop-Geste in einem. Herzlichen Glückwunsch!

Die Preisträger des Ehrenpreises: Floh de Cologne

© Floh De Cologne
v.l.n.r.: unten: Dieter Klemm, Hansi Frank, Dick Städtler, oben: Vridolin Enxing, Theo König

Floh de Cologne haben Rockgeschichte geschrieben. In Anerkennung ihres wegweisenden künstlerischen Schaffens sprach ihnen die Jury den Ehrenpreis zu. In ihrer Begründung führt die Jury aus:

Von 1966 bis 1983 schufen Floh de Cologne ein beeindruckendes Oeuvre, das heute als wichtiges Vermächtnis einer politisch engagierten Musikgruppe dasteht. Floh de Cologne waren jedoch mehr als eine Rockband. Sie machten Theater, Fernsehsatire, Kabarett, Filmmusiken, Diskussionsrunden und vieles mehr. 1970 produzierte die Gruppe die erste deutsche Rock-Oper "Profitgeier". Für ihre sechste LP "MUMIEN. Kantate für Rockband" gestaltete der Alien-Erfinder HR Giger ein drastisch-düsteres Cover, das zum Pop-Kanon gehört. In ihrer Musik sprengten Floh de Cologne beharrlich die Genres, erlaubt war, was die Message transportierte und akzentuierte. Nach 15 Bühnenprogrammen und elf LPs verabschiedeten sich Floh de Cologne 1983 mit einem mehrstündigen Spektakel in der Kölner Sporthalle, bei dem unter anderen die Ina Deter Band, Hannes Wader, Wolfgang Niedecken sowie Dieter Süverkrüp mitwirkten. Floh de Cologne waren ihrer Zeit voraus, eckten an und begeisterten zugleich. Dies führte sowohl zu zerstochenen Autoreifen als auch zum Deutschen Kleinkunstpreis (1980). Ein Genre wie Punk oder Bands wie "Ton, Steine, Scherben" und "Isolation Berlin" verdanken dem didaktisch gepfefferten Sound von Floh de Cologne vermutlich eine ganze Menge.

Der Zukunftspreis für Ray Lozano

Der selbstbestimmte und zugleich skurrile Soul-Sound von Ray Lozano, irgendwo zwischen Indie, Low-Fidelity-Pop und HipHop, hat das Potenzial weit über die Grenzen Kölns hinaus viele Menschen zu erreichen.

So befand es die Kölner Jury und entschied sich für Ray Lozano als Preisträgerin des Zukunftspreises des Holger Czukay Preises für Popmusik. Und weiter führt sie aus:

Die philippinisch-deutsche Musikerin, Sängerin, Produzentin und Multi-Instrumentalistin Ray Lozano präsentiert auf ihrem Debüt-Album "Pairing Mode" sehr erfrischenden und authentischen HipHop und Soul. Ray Lozano beweist ein herausragendes Gespür für innovative und zukunftsweisende Sounds. Ray Lozano hat für ihr Debüt-Album eine besondere Form gefunden, die als Kommentar zur Streaming- und Social-Media-Ära verstanden werden kann. Keiner der Songs ist länger als zwei Minuten, typische Popsongstrukturen bleiben außen vor. Ihr außerordentlich nuancierter Gesang deckt ein breites Spektrum an Gefühlen ab. Sie spielt mit kleinen Irritationen, kann aber mit ihrer Stimme auch den ganzen Raum einnehmen.