Wir verleihen den Holger Czukay Preis für Popmusik 2024 an Roosevelt. Den Ehrenpreis für besondere Leistungen erhält der Rapper Eko Fresh. Den im letzten Jahr neu eingerichteten Zukunftspreis vergeben wir an die Gruppe Pogendroblem.

Der Holger Czukay Preis für Popmusik ist in seiner Dotierung und inhaltlichen Wertschätzung für die Sparte der Popkultur deutschlandweit einmalig.

Mit dem Preis ehren wir Künstler*innen, die mit ihrem Wirken Spuren in Köln hinterlassen haben oder aktuelle Entwicklungen beeinflussen und mitprägen. Der Preis ist in seiner Namensgebung sowohl Bekenntnis zur bedeutenden Pop-Tradition Kölns als auch Wertschätzung und Stärkung dieser Sparte mit Blick auf die Zukunft.

Der Holger Czukay Preis für Popmusik wird am 15. November 2024 von Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung überreicht. Die Veranstaltung für geladene Gäste findet im Herbrand's in Ehrenfeld statt.

Roosevelt erhält den Hauptpreis

Die Jury hat entschieden, dass das Kölner Bandprojekt Roosevelt den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis erhält. Damit werden die Verdienste um die Popkultur in Köln honoriert. In der Begründung heißt es:

© Joseph Strauch

Roosevelt, das Projekt von Marius Lauber, vereint alle Eigenschaften in sich, die der Holger Czukay Preis ehren möchte: Roosevelt klingt sehr international und popkulturell relevant, wird weit über die Grenzen Kölns hinaus wahrgenommen und hat in der Kölner Szene deutliche Spuren hinterlassen. Roosevelt ist einer der wichtigsten Repräsentanten für aktuelle Popmusik aus Köln. Die Musik von Marius Lauber hat ihre Wurzeln im Indiepop, fusioniert diese Ästhetik aber locker mit Elementen aus der Clubkultur und mit Versatzstücken internationaler Pop-Stile. Roosevelts Musik wird auf angesagten Labels veröffentlicht, seine Alben werden international rezipiert und besprochen (The Guardian, Pitchfork, BBC und andere). Roosevelt spielt die großen internationalen Festivals und ist im internationalen Pop-Zirkus als Remixer gefragt. Der Ritterschlag ist sicherlich der Remix für Taylor Swift. Trotz internationaler Wirkung bleibt Roosevelt seiner Wahlheimat Köln verbunden und ist nach einer kurzen Zeit in Berlin an den Rhein zurückgekehrt. Er schreibt und produziert seine Musik in Köln! Roosevelt ist nach wie vor eng mit der Kölner Band- und Produzentenszene verbunden. Marius Lauber arbeitet mit Kölner Musiker*innen zusammen und unterstützt andere Acts der Szene. Mit Roosevelt hat er die vor einigen Jahren entstandene ästhetische Entwicklung des Indie-Rave-Pop entscheidend mitgeprägt. Der Holger Czukay Hauptpreis 2024 geht an Roosevelt!

Der Preisträger des Ehrenpreises ist Eko Fresh

Beim mit 5.000 Euro dotierten Ehrenpreis fiel die Wahl der Jury auf Eko Fresh. Und sie begründet diese so:

© Ben Hammer

Der Musiker Eko Fresh ist zweifellos eine echte Integrationsfigur der Popkultur in Deutschland. Der 1983 geborene Ekrem Bora rappt seit seinem 15. Lebensjahr aus seinem Alltag und ist zu einer starken Stimme der migrantischen Kultur geworden. Eko Fresh zählt zu den wichtigsten Repräsentanten der zweiten Welle der Hip-Hop-Kultur hierzulande, die sich von der Imitation der US-amerikanischen Vorbilder löste und eigene Themen und Stile prägte. Bekannt wurde Eko Fresh zunächst als Figur des Battle Rap, bei dem sich musikalische Gegner und ihre Crews gegenseitig "dissen". Im Laufe seiner Karriere hat er sich zum reflektierten Texter und Förderer neuer Talente entwickelt und ist heute nicht nur als Musiker, sondern auch als Schauspieler, Fernsehstar und Unternehmer bundesweit bekannt. In seinen Texten setzt sich Eko Fresh für Verständigung und Respekt ein, außerdem unterstützt er soziale Projekte und ist sowohl für sein gesellschaftliches Engagement als auch für sein musikalisches Schaffen mehrfach geehrt worden. Aktuell angesagte Kölner Hip-Hop-Künstler, wie Lugatti & 9ine oder Veedel Kaztro, sind maßgeblich von Eko Fresh beeinflusst worden. Für seine Rap-Skills, seine Rolle als Wegbereiter des Hip-Hop in Deutschland und für seine starke gesellschaftspolitische Haltung erhält Eko Fresh den Holger Czukay Ehrenpreis 2024.

Pogendroblem erhalten den Zukunftspreis

Die Kölner Jury hat entschieden, den im Jahr 2023 neu etablierten und mit 2.500 Euro dotierten Zukunftspreis an die Band Pogendroblem zu vergeben.

© Leon Woermann

Die Garagen-(Post)Punkband Pogendroblem existiert seit den 2010er-Jahren. Als Schülerband in Bergisch Gladbach gegründet und zum Studieren nach Köln gekommen, ist die Gruppe mittlerweile fester Bestandteil der Kölner Szene. Pogendroblem haben eine ganz eigene Art zu texten, in der eine punkige Attitüde, die zugespitzt auf Probleme und Missstände hinweist, auf eine distanziert-reflektierte Nachdenklichkeit trifft. Im Feld der alternativen Rockmusik, das oft immer noch auf rohe Männlichkeit setzt, spielen Pogendroblem mit den Klischees und brechen durch eine genderfluide Performance die ungeschriebenen Gesetze der Szene. 2020 wurde die Gruppe durch Schlagzeugkompetenz aus dem Ruhrgebiet ergänzt und veröffentlichte eine vielbeachtete filmische Dokumentation namens "Auf der Suche nach der Utopie", in der die Bandmitglieder den Träumen der eigenen Subkultur und dem real-utopischen Potenzial von sozialen öffentlichen Räumen und Zusammenschlüssen, die im Bereich Punkmusik entstehen, nachgehen. Ihr Bekenntnis zu einer achtsamen Awareness und einer solidarischen DIY-Haltung bei gleichzeitigem zeitgeistigen Popappeal machen Pogendroblem zu einem vorbildhaften Bandprojekt mit viel Potenzial für die Zukunft. Die Gruppe denkt ein auf den ersten Blick vielleicht eher nicht zukunftsgewandtes Genre inhaltlich und sonisch neu und aufregend weiter und hat daher den Zukunftspreis mehr als verdient.

Jury

Der Holger Czukay Preis für Popmusik besteht seit 2019. Die Preisträger*innen werden aus Vorschlägen einer unabhängigen Jury unter Vorsitz von Stefan Charles, Dezernent für Kunst und Kultur, ermittelt. Neben von den stimmberechtigten Fraktionen im Kulturausschuss benannten Vertreter*innen gehören der Jury an:

  • Konrad Feuerstein, als Mitglied des aktuellen Beirats für Popkultur
  • Aydo Abay, Musiker
  • Senta Best, Autorin und Journalistin
  • Uh-Young Kim, Radio-Redakteur und Discjockey
  • Elke Kuhlen, Leitung c/o pop Festival
  • Stefanie Schrank, Musikerin und Bildende Künstlerin
  • Jury-Gast für 2024 ist die Musikerin und Konzertmanagerin Fiona Göbel.