Gut zwei Jahre nach der Durchführung des Zensus 2022 haben das Bundesamt für Statistik und die statistischen Landesämter am 25. Juni 2024 die ersten Ergebnisse bekanntgegeben. Danach lag die amtliche Bevölkerungszahl von Köln, die alle Personen mit Hauptwohnsitz in der Stadt abbildet, zum Stichtag 15. Mai 2022 bei 1.017.355 Einwohner*innen. Das ist ein Plus von 11.580 Einwohner*innen gegenüber dem Zensus 2011. Die Bevölkerungszahl ist seit 2011 also weiter gestiegen, liegt aber um rund 7 Prozent unter der Zahl, die sich aus dem städtischen Melderegister ergibt.
Was ist der Zensus?
Seit dem Jahr 2011 müssen die EU-Mitgliedsstaaten alle zehn Jahre eine registergestützte Zählung zur Bevölkerung und ihrer Wohnsituation durchführen. Vor 2011 gab es zuletzt 1987 im früheren Bundesgebiet und 1981 in der damaligen DDR eine Volkszählung. Der zweite Zensus nach 2011 war aufgrund der Corona-Pandemie von 2021 ins Jahr 2022 verschoben worden.
Mit der Zählung beauftragt sind die statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Aufgabe der Städte war es, die Erhebung vor Ort in der Kommune zu organisieren und die Ergebnisse vollständig an das Statische Landesamt zu übermitteln.
Der Zensus 2022 liefert nicht nur die Bevölkerungszahlen zum Stichtag 15. Mai 2022, sondern auch viele Daten zu den Lebensumständen der Kölner*innen, zum Beispiel:
Daten zur Demographie (Alter, Geschlecht, Staatsbürgerschaft)
zur Wohnsituation (Wohnungsgröße, Miethöhe, Leerstand, Eigentümerquote)
sowie zu Bildung, Beruf und Erwerbstätigkeit
Das Ergebnis des Zensus wird für die Fortschreibung der amtlichen Bevölkerungszahl genutzt.
Was ist die Datengrundlage?
Als Datenquelle zieht der Zensus in erster Linie bereits bestehende Verwaltungsregister, zum Beispiel das kommunale Melderegister aus dem Einwohnermeldeamt heran. Diese Daten werden einerseits abgeglichen mit einer Gebäude- und Wohnungszählung, andererseits mit einer Stichprobenbefragung in rund zehn Prozent der Haushalte. In NRW wurden 1.533.166 Personen befragt. Wer zur Stichprobenbefragung aufgefordert wurde, unterlag der Auskunftspflicht.
Welche weitere Zahlen gibt es zur Kölner Bevölkerung?
Wir veröffentlichen laufend Zahlenwerke zur Bevölkerungsentwicklung unter Zahlen und Statistik.
Wie erklären sich die Abweichungen zwischen den Zahlen des Zensus 2022 und der Fortschreibung des Zensus 2011?
Die Zahlen des Zensus ermittelt der Landesbetrieb IT.NRW über die Daten der Melderegister zum Stichtag und einer stichprobenartigen Befragung der Bevölkerung, deren Ergebnisse hochgerechnet werden. Diese Daten schreiben wir fort, um die jährlichen Informationen aus dem Meldebestand wie Umzüge und Wegzüge aber auch Geburten und Sterbefälle. Allerdings nimmt deren Genauigkeit ab, je weiter der Zensus in der Vergangenheit liegt. Weitere Ungenauigkeiten entstehen zum Beispiel durch Personen, die sich trotz Wegzugs nicht abmelden, oder Sterbefälle, die uns zeitversetzt gemeldet werden. Ein erneuter Zensus hat das Ziel, die Daten wieder zu aktualisieren – Abweichungen sind also üblich und unvermeidlich. Auch beim Zensus 2011 gab es Abweichungen zwischen den damals erhobenen Daten und der Fortschreibung alter Daten.
Wieso können die Abweichungen nicht konkreter benannt und repariert werden?
Eine genaue Prüfung der Abweichungen ist uns nicht möglich, da es das verfassungsrechtliche "Rückspielverbot" gibt. Es besagt im Kern, dass die für den Zensus erhobenen Einzeldaten nicht an uns zurückgeliefert (zurückgespielt) werden dürfen.
In welchen anderen Städten gibt es weniger Einwohnende als gedacht?
In 56 Prozent aller Gemeinden Deutschlands hat es laut Zensus 2022 mindestens ein Prozent weniger Menschen gegeben als angenommen. Die bundesweiten Großstädte bilden da keine Ausnahme. Von München mit einem Minus von 2 Prozent bis Berlin, Frankfurt/ Main und Hamburg mit einem Minus von je 3,5 Prozent ist überall ein Minus zu verzeichnen. Das gilt auch für einen Großteil der Kommunen in NRW, darunter auch mehrere Großstädte: In Bonn beträgt das Minus 4,32 Prozent, in Bielefeld 2,19. Für Nordrhein-Westfalen ergibt sich ein Minus von 0,96 Prozent. Das heißt, dass das Nordrhein-Westfalen 2022 nicht knapp 18,1 Millionen, sondern etwa 17,9 Millionen Einwohnende hatte (minus 173.579).
Welche Auswirkungen hat das auf Köln?
Die Auswirkungen von Zensus 2022 auf Köln sind vielfältig. Sie werden aber erst über einen längeren Zeitraum hinweg sichtbar. Die entsprechenden Prüfungen können naturgemäß jetzt erst beginnen und erstrecken sich meist über Monate, teilweise auch über Jahre. Da die Vergabe von Fördermitteln sowie die Zuweisungen des Landes an die Kommunen teilweise von deren Bevölkerungszahlen abhängen, ist hier mit Verschiebungen zu rechnen. In welcher Höhe, ist noch nicht klar und Gegenstand komplexer Berechnungen, vor allem auf Landesebene. Denkbar ist auch, dass unter Umständen städtebauliche Planungen aktualisiert werden.
Eine Berücksichtigung der jetzt festgestellten Zensus-Zahlen erfolgt voraussichtlich ab 2026 und soll dann nach und nach erfolgen. Das wird die zu erwartenden Mindererträge zu Beginn etwas abmildern.
Inwieweit, unabhängig von Zuschüssen, korrigierte Zensus-Daten perspektivisch auch Entlastung für den Haushalt mit Blick auf Schüler*innen-, Kita-, Sozialdaten, Altenhilfe und weitere mit sich bringen, werden wir im Detail ebenfalls noch mit Blick auf die den Rückgang verursachenden Bevölkerungsgruppen prüfen.
Welche weitere Informationen bringt der Zensus für Köln?
Die Zensusdaten, zum Beispiel zu Wohnungen und Erwerbstätigkeiten, werden im Laufe des Jahres 2024 nach und nach an die Kommunen geliefert werden. Wir werden sie dann aufbereiten und unter Zahlen und Statistik bereitstellen.