Jury: "Schriftstellerin ist engagiert, interessiert, elaboriert"
Die Autorin Kathrin Röggla wird mit dem Heinrich-Böll-Preis 2023 der Stadt Köln ausgezeichnet. Eine Jury unter dem Vorsitz von Oberbürgermeisterin Henriette Reker entschied sich am 28. Juni 2023 für die gebürtige Salzburgerin.
Die Begründung der Jury lautet: "Kathrin Röggla ist eine Schriftstellerin, die mit drei Adjektiven beschrieben werden kann: engagiert, interessiert, elaboriert. Seit die gebürtige Salzburgerin vor mehr als dreißig Jahren nach Berlin kam, ist sie zu einer der vielseitigsten deutschsprachigen Autorinnen geworden, die in Theater und Rundfunk sogar noch präsenter ist als in den Verlagsprogrammen großer und kleiner Häuser. Allen ihren Texten gemeinsam ist neben deren stilistischer und formaler Brillanz das gesellschaftspolitische Engagement, das seinen Ausdruck nicht in Theorie, sondern in dokumentarisch-literarischer Beobachtung findet. Exemplarisch dafür sei ihre aktuelle Publikation ,Laufendes Verfahren‘ angeführt: ein Roman über den von Röggla über Jahre hinweg begleiteten NSU-Prozess. Seinen Schauplatz findet dieses Buch nicht unter Angeklagten, Anklägern oder Richtern, sondern auf der Zuschauertribüne, deren Publikum typisiert und zum Spiegelbild der unterschiedlichen Erwartungen an den Rechtsstaat wird. Rögglas Interesse an dem, was deutsche Gegenwart (auch Geistesgegenwart) erfordert und ausmacht, verbindet sie mit Heinrich Böll. Eleganz und Präzision ihres Schreibens setzen Maßstäbe."
Oberbürgermeisterin Henriette Reker:
Das Votum für unsere diesjährige Preisträgerin war trotz starker Konkurrenz sehr eindeutig. Kathrin Röggla ist eine Autorin ganz im Sinne Bölls. Hoch engagiert nimmt sie sich wichtiger gesellschaftlicher Themen an. In Kombination mit ihrer herausragenden Beobachtungsgabe werden aus Ereignisberichten Erlebnisberichte – wie im Fall ihrer Begleitung und Beschreibung des so wichtigen NSU-Prozesses. Als Professorin an der Kunsthochschule für Medien in Köln setzt sie mit ihrer Arbeit zudem wichtige Impulse für die Literaturszene in Köln.
Die Entscheidung der Jury, Kathrin Röggla den Heinrich-Böll-Preis 2023 zu verleihen, ehrt auf ihre Weise den Namensgeber des Preises, die Stadt Köln – und besonders Kathrin Röggla. Köln beglückwünscht Kathrin Röggla zu dieser großen Ehrung. Oberbürgermeisterin Henriette Reker informierte die Preisträgerin telefonisch über die Entscheidung der Jury. Die Schriftstellerin zeigte sich hocherfreut über die Auszeichnung. Den mit 30.000 Euro dotierten Preis wird Röggla am Freitag, 1. Dezember 2023, um 18.30 Uhr im Historischen Rathaus der Stadt Köln entgegennehmen.
Der Jury gehörten neben Oberbürgermeisterin Henriette Reker, dem Dezernenten für Kunst und Kultur, Stefan Charles, und der Direktorin der Kölner Stadtbibliothek, Dr. Hannelore Vogt, auch Vertreter*innen aus der Politik an sowie als Fachjuror*innen Marion Brasch, Professor Dr. Christof Hamann, Guy Helminger, Andreas Platthaus, Jackie Thomae und Ilija Trojanow.
Allgemeine Informationen zum Heinrich-Böll-Preis für Literatur der Stadt Köln